Liebe ist frei.


Ich glaube an die freie Liebe. Ich glaube daran, daß Liebe frei ist. Liebe gehört mir nicht wie ein Besitz. Ich kann nicht darüber verwalten, wie über jeden anderen Besitz. Die Liebe, die ich für andere empfinde, entzieht sich meiner Kontrolle, ich kann sie nicht steuern, oder nach belieben verändern. Auch die Liebe von anderen zu mir entzieht sich meiner Kontrolle, auch sie kann ich nicht einfordern. Die Liebe ist frei. Sie ist frei von Werten und Bestechung.


Wenn ich der Liebe begegne, kann es sein, daß ich sie begrüße, wenn ich frei und offen für die Liebe bin.
Aber vielleicht sehe ich keinen Weg, meine Wünsche an die Liebe zu erfüllen. Dann erlebe ich die Liebe als unglücklich, und vielleicht wünsche ich mir, daß ich diesen Menschen nicht lieben würde. Vielleicht liebt auch jemand mich, und ich kann diese Liebe nicht erwidern. Aber es ist mir unmöglich, eine unglückliche Liebe zu beenden. Ebenso wenig kann ich eine Liebe hervorrufen, wo vorher keine gewesen ist.


Warum kann Liebe unglücklich machen? Liebe ist das schönste Gefühl, das ich kenne. Ich fühle, daß das Unglück nicht in der Liebe entsteht. Es entsteht, wenn die Erwartung, dem Menschen nahe zu sein, oder daß der Mensch mich auch liebt, nicht erfüllt werden. Das Unglück entsteht aus der Nicht-erfüllung meiner Erwartung.


Wenn ich die Liebe als die Bewunderung eines Menschen annehme, erlebe ich eine glückliche Liebe.
Falls ich mit der Liebe die Erwartung verbinde, diesem Menschen nahe zu sein, oder den Anspruch habe, daß dieser Mensch immer glücklich ist, dann werde ich bald auf meine Grenzen stoßen, und dem eigenen Unglück begegnen. Ich kann einen anderen nicht vor allem Unglück bewahren. Und ich kann einem anderen nicht ständig nahe sein.
Manche Liebe hält, solange man lebt, aber ich kann es nicht vorherbestimmen.
Nehme ich die Liebe als ein wunderschönes Gefühl an, frei von Erwartungen, dann begegne ich meinem Glück.




Liebe ist unendlich.


Sie ist so reichlich da, daß ich nie „zu wenig“ davon hatte, um einen Menschen zu lieben. Einzig meine Angst davor, daß meine Liebe nicht erwidert werden würde, also letztlich meine eigene Erwartung, hielt mich davon ab, die Liebe zu einem Menschen zuzulassen. Meine Angst vor Verletzung bremst den freien Fluss der Liebe, aber von der Liebe selbst ist immer genug da.


Ich versuche, meine Liebe von meinen Erwartungen zu befreien. Dann habe ich keine Angst mehr, die Liebe zuzulassen. Ich versuche, mich zu öffnen, und meine Liebe sich frei entfalten zu lassen. So kommt es vor, daß ich mich in einen Menschen verliebe, mit dem es kein gemeinsames Leben gibt. Das ist für mich kein Unglück. Ich habe nicht den Anspruch, mit diesem Menschen gemeinsam zu leben. Stattdessen fühle ich die wunderbare Glückseeligkeit in mir, die mir die Liebe schenkt.


Wenn ich mich der freien Liebe öffne, und die Liebe zu Menschen zulasse, und keine Erwartung an die Liebe binde, kann ich mich in mehrere Menschen verlieben. Und empfinde die Liebe zu mehreren Menschen zur gleichen Zeit. Ich meine nicht Nächstenliebe, sondern die absolute Liebe. Die Liebe, aus der eine Beziehung erwachsen kann.
Wenn ich früher eine Liebe empfunden habe, und mich in eine Beziehung begeben habe, dann habe ich mich gegen weitere Liebe verschlossen. Ich habe meine Augen davor verschlossen, daß mir andere Menschen begegnet sind, die mich angezogen haben. Ich habe meine Gefühle vor mir verleugnet, mir immer wieder gesagt, daß ich bereits in einen Menschen verliebt bin, und mich nicht von außen ablenken lassen sollte.
Aber heute erlaube ich mir, meine Liebe zu fühlen. Ich erkenne, daß diese Anziehung zu einem weiteren Menschen eine weitere Liebe ist. Und wenn ich diese Liebe in mir zulasse, kann ich mich daran erfreuen, und mich in diese Wärme tauchen. Und ebenso gebe ich diese Liebe und diese Wärme an den geliebten Menschen weiter, so, wie ich spüre, daß der geliebte Mensch es auch selbst als schön empfindet.


Es ist genug Liebe in mir, daß ich zwei Menschen lieben kann. Auch genug für drei. Auch für noch mehr. Die Liebe ist in mir so reichlich da, daß sie mir nie ausgehen kann.


Also erlaube ich mir, mich zu verlieben. Ich kann die Liebe, die mir begegnet, begrüßen und willkommen heißen. Ich versuche, keine Erwartungen daran zu binden, sondern die Liebe für sich stehen zu lassen. So ist jede Liebe eine glückliche Liebe. Ich setzte mir keine Grenzen, sondern erlaube der Liebe, sich zu entfalten, so bin ich nicht an „eine“ Liebe gebunden, sondern auch selbst frei.


Ich liebe viele Menschen.
Es ist wunderschön, so empfinden zu dürfen.




Es gibt Menschen, die an all dem zweifeln.


Ich bin gefragt worden, ob ich nicht bald genug hätte. – Ich habe mehr als reichlich. Ich begehre nicht mehr. Die Gefühle kommen von alleine zu mir. Ich erzwinge sie nicht. Ich bitte sie nicht. Ich erwarte sie nicht. Sie sind einfach da.

Ich bin gefragt worden, ob ich nicht irgendwann den Überblick verlieren würde. – Ich habe längst den Überblick verloren. Und ich habe keinerlei Kontrolle darüber, zu wem sich meine Liebe wendet. Und doch denke ich oft an alle meine „Lieben“. Nicht in jedem Augenblick, aber immer wieder. Und wenn ich heute an eine „Liebe“ nicht denke, dann denke ich morgen wieder mit einem glücklichen Lächeln daran.

Ich bin gefragt worden, wie ich all die Menschen in meinem Leben unterbringen wollte. – Das habe ich nie vorgehabt. Ich bin den Menschen begegnet und habe mich in sie verliebt. Und ich versuche, ihnen gelegentlich wieder zu begegnen. Aber ich habe nicht den Anspruch, mit ihnen allen mein Leben zu teilen. Mir sind natürliche Grenzen gesetzt. Ich beanspruche nicht, mit jedem von ihnen zu leben, das wäre unerfüllbar. Ebenso wenig beanspruche ich, daß sie sich untereinander gut verstehen. Ich schaue, was mit jeder Liebe möglich ist, und teile soviel mit ihnen, wie ich gerade kann.

Ich bin gefragt worden, ob meine Einstellung nicht sehr egoistisch sei, ob ich nicht zu wenig auf meine Lieben eingehen könne. – Ich denke, daß jeder auf sich selbst achten kann. Ich bin nicht auf der Welt, um alle Menschen glücklich zu machen. Das kann ich nicht, und das begehre ich nicht. Aber es ist mir eine Freude, vielen Menschen zumindest „mal“ etwas Glück zu bescheren. Ich beanspruche nicht, daß sich meine Lieben auf mich einstellen. Ich biete an, was ich gerade geben kann. Wenn jemandem gefällt, was er sieht, wird er zugreifen. Wenn es ihm nicht gefällt, wird er es lassen. Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen.



Ich empfinde sehr viel Glück, so wie ich lebe, und ich spüre, daß andere Menschen mit mir glücklich sind. Nicht immer, nicht bei jedem Menschen, aber mehr als ausreichend, um das Leben traumhaft schön zu finden, so wie es sich mir zeigt.




zurück zur Startseite